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    DOMUS // ABC TOWER - 15.05.2017


    Die aktuelle Ausgabe von DOMUS ist dem Thema Hochhaus gewidmet. In einem Text von Michael Kasiske zum Imagewandel des Hochhauses spricht Markus Penell über den von O&O entworfenen Alexander Berlin's Capital Tower( ABC-Tower):

    IN LUFTIGER HÖHE

    Ihre Verfügbarkeit ist klein, ihre Attraktivität umso größer - Tendenz steigend: Wohnungen im Hochhaus. Lange Zeit gleichbedeutend mit mieser Lage in sozialen Randgebieten, vollzieht sich gerade ein Imagewandel. Das Hochhaus wird gefeiert als urbaner Baustein, der neues Leben in verödete Innenstadtbereiche bringen soll.
    Text Michael Kasiske

    Soziale Struktur
    Als ich einst aushilfsweise Pakete im Märkischen Viertel in Berlin zustellte, wurde ich mit einer ungewohnt abweisenden Haltung konfrontiert. Obwohl die Großsiedlung aus den 1960er-Jahren bis heute in gutem Zustand gehalten wird, hatten die unattraktiven Eingänge und Hausflure ein Miteinander unterbunden. Fast niemand nahm etwas für den Nachbarn entgegen, wenn er ihn über­haupt kannte. Einen Ansprechpartner, der die vielen Hausbewohner überblickte, gab es nicht. ,,Das reine Sozialwohnungshochhaus mit Mieterstruktur wird es als Neubaukonzept künftig eher nicht mehr geben“, glaubt Florian Schlüter. Der Architekt weiß, wovon er redet: Das Büro Meixner Schlüter Wendt hat in Frankfurt am Main mit dem Axis ein innerstädtisches Wohnhochhaus gebaut, ihr Henninger Turm auf der anderen Seite des Mains soll ebenfalls in Kürze bezogen werden. Die Kosten sind nämlich zu hoch für den geförderten Wohnungsbau, angefangen beim teuren Grund in Innenstadtlagen über Aufwendungen für die strengen Anforderungen an Brandschutz, Tragwerk und Haustechnik bis hin zum ungünstigen Verhältnis von Wohn- und Erschließungsfläche.

    Je weiter oben, desto teurer
    Die Klientel, die das Wohnen im Hochhaus anstrebt, ist in der Regel wohlsituiert, wie Markus Penell bestätigt: Der Gesellschafter im Büro Ortner & Ortner Baukunst hat kürzlich den Bauantrag für den Alexander Berlin Capital Tower, kurz ABC-Tower, eingereicht­das erste Hochhaus nach dem nun schon über 20 Jahre alten Bebauungsplan für den Alexanderplatz von Hans Kollhoff. Der mit verschiedenen Einschnitten versehene Quader wird sich auf einer ausgesparten Ecke der Einkaufspassage Alexa erheben, die ebenfalls von Ortner & Ortner entworfen wurde. Anders als bei einer Büronutzung nehmen Penell zufolge beim Wohnen die Ansprüche von unten nach oben zu, da mit zunehmender Höhe die Kaufpreise steigen. Denn von dort hat man freien Blick auf die Wahrzeichen Berlins wie den Fernsehturm, den gläsernen Bahnhof oder Peter Behrens‘ Alexander- und Berolinahaus von 1930, deren rationale Fassaden die äußere Erscheinung des ABC-Towers angeregt haben. Die drei unteren Geschosse im Sockel des Turms sind für den Einzelhandel vorgesehen, darüber befinden sich auf je eineinhalb Etagen Fitness-Studios und Gemeinschaftsflächen für die Bewohner, die in dem darüber liegenden 33 Stockwerke hohen Tower leben. Der Sockel ist für Penell der Schlüssel zum Erfolg des Hochhauses, da sich der städtische Raum hier sozusagen im Gebäude fortsetzt und es in den Kontext integriert. Mit dem Wissen, Teil der Stadt zu sein, so der Architekt, entsteht ein Gefühl von Zuhause, was sich positiv auf die außerhalb der Geschäftszeiten leeren öffentlichen Räume auswirken werde.

    Nicht solitär, sondern ein Teil davon
    Dieses Hochhauskonzept hat Penell während einer Gastprofessur an der Universität Graz eingehender untersuchen lassen. Die Studentenentwürfe für zwei Wohnhochhäuser als Abschluss des Büroquartiers Viertel Zwei in Wien zeigen im Ergebnis, wie sehr der in Deutschland als Solitär verschriene Wohntypus Bezug auf die Umgebung nehmen kann.
    Dagegen hat Claudia Meixner, Büropartnerin von Florian Schlüter, die Erfahrung gemacht, dass Bauherren vor der Gewerbenutzung von Hochhäusern zurückschrecken, weil sie ein besonderes unternehmerisches Risiko berge. Aus der Sicht der Architektin tragen jedoch unterschiedliche Wohnungsangebote zum Erfolg eines Hochhauses bei. So besteht das Axis neben der 60 Meter hohen Hausscheibe an der Europaallee aus einer dreigeschossigen Reihenhauszeile -womit der Komplex auf die kleinteilige Nachbarschaft reagiert. Dazwischen liegt ein Hof, der einen alternativen Treffpunkt zur repräsentativen Eingangshalle bildet.

    Der typische Bewohner
    In den zeitgenössischen Wohntürmen sind, anders als seinerzeit in den Großsiedlungen, ständig präsente Concierges sowie ein Service für die Haushaltsführung selbstverständlich. Der typische Bewohner ist denn auch männlich, im besten Alter, vielbeschäftigt und führt einen Ein-Personen-Haushalt. Vor allem an ihn richtet sich das Angebot von über 1.000 Wohneinheiten, die in rund einem Dutzend Wohnhochhäusern in den nächsten fünf Jahren in Frankfurt entstehen werden. Daraus sticht wortwörtlich das mit 172 Metern höchste Wohnhochhaus des Landes, der Grand Tower, heraus, das sich nach dem Entwurf des Architekturbüros Magnus Kaminiarz & Cie. derzeit noch im Bau befindet.

    Die vertikale Stadt
    Analog zu den amerikanischen und asiatischen Metropolen sind die zentral gelegenen Wohn­hochhäuser bestens in eine Inrastruktur mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Einkaufs-und Freizeitmöglichkeiten eingebunden. Das ist auch ein Grund für die gelegentliche Umnutzung von Bürohochhäusern. Ein weiterer liegt im Bestandsschutz: Neubauten mit dieser Höhe würden oft nicht mehr genehmigt werden-wie etwa die Vertical City im ehemaligen Postscheckamt am Berliner Landwehrkanal. Ein Sonderfall ist der Henninger Turm in Frankfurt am Main: 1961 als 119 Meter hohes Getreidesilo der Henninger-Brauerei in Sachsenhausen errichtet, wurde er jetzt in ähnlicher Form und mit einer Höhe von 140 Metern von Meixner Schlüter Wendt für Wohnzwecke neu entworfen. Der solitäre Wolkenkratzer wird bald einer Hochhauskulisse gegenüberstehen, die künftig nicht mehr allein von Banke bestimmt sein wird.

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